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Kunststoffrecycling in der Schweiz: Neue Initiativen und warum es Sinn macht, den Kreislauf zu schliessen.

Aktualisiert: vor 3 Tagen

Veröffentlicht am 26.08.2025 von Fabian Simons, Projektmanager bei der abfallboerse schweiz.ch AG


Warum werden Kunststoffabfälle als Ressource der Zukunft bezeichnet? Wie kann sichergestellt werden, dass Kunststoff im Kreislauf der Wertstoffe so lange wie möglich erhalten bleibt? Wenn diese Fragen Sie neugierig gemacht haben, dann dürfte dieser Blog für Sie spannend sein!


In diesem Beitrag heben wir bewusst die positiven Seiten des Kunststoffrecyclings hervor wie etwa die Verringerung von Abfall, die Einsparung fossiler Ressourcen und Energie etc. Wichtig ist jedoch, dass nicht alles so einfach ist, wie es scheint. Die Abläufe sind technisch und wirtschaftlich sehr komplex (https://www.csrplastic.com). Diese Herausforderungen werden wir in einem separaten Blogbeitrag ausführlicher beleuchten.


Die Zeiten, in denen der Milchmann Glasflaschen vor die Tür stellte und Zahnbürsten einen Holzgriff hatten, sind lange vorbei. In der heutigen Zeit ist sehr vieles aus Kunststoff: Verpackungen, Spielzeug, Büromaterial etc. Schweizweit werden rund 120 Kilogramm Kunststoff jährlich pro Person verbraucht. Zudem entstehen jährlich rund 790.000 Tonnen Kunststoffabfälle (Bundesamt für Umwelt BAFU). Von diesen wird der Grossteil in der KVA verbrannt oder in Zementwerken thermisch verwertet. Kunststoff enthält allerdings wertvolle Ressourcen, die, anstatt verbrannt zu werden, sinnvoll eingesetzt werden können. Nicht umsonst werden Kunststoffabfälle als «Ressource der Zukunft» bezeichnet.


In Kunststoffabfällen stecken wertvolle Rohstoffe, die zurück in den Materialkreislauf geführt werden können. Wenn die Abfälle gesammelt, sortiert und rezykliert werden, lässt sich daraus Granulat herstellen, aus dem wiederum neue Kunststoffprodukte erzeugt werden können. Aus den Abfällen wird somit neuer Rohstoff gewonnen. Dies spart im Vergleich zur Neuproduktion fossile Rohstoffe ein. In der Schweiz werden aktuell nur etwa 9 % (Bundesamt für Umwelt BAFU) der Kunststoffabfälle rezykliert. Viele sortierte Kunststoffabfälle werden sogar importiert, um die Nachfrage nach Rezyklat für Recycling-Kunststoffprodukte zu decken.


Recycling stellt sicher, dass Kunststoff im Kreislauf der Wertstoffe erhalten bleibt.
Recycling stellt sicher, dass Kunststoff im Kreislauf der Wertstoffe erhalten bleibt.

Kunststoff wird aus der endlichen Ressource Erdöl hergestellt und kann nicht ohne Weiteres in die Natur zurückgeführt werden. Nur durch fachgerechte Recyclingprozesse kann sichergestellt werden, dass Kunststoff im Kreislauf der Wertstoffe so lange wie möglich erhalten bleibt. Sowohl die Natur als auch kommende Generationen werden für diese Kreislaufwirtschaft dankbar sein.


Die Technologie hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Eine Wiederverwertung von Kunststoff lohnt sich, da er eine hohe Recyclingquote hat. Nach einer Reinigung lassen sich heute mehr als 55 % hochwertige «Regranulate», d.h. Kunststoffe, die beim Recyceln von Produktionsabfällen entstehen, herstellen. Mit nur halb so viel Energieverbrauch wie bei der Herstellung aus Erdöl, können daraus wiederum etwa Rohre oder Folienprodukte erzeugt werden.


Es existiert derzeit noch keine gesamtschweizerische Lösung zum Recycling von Kunststoff. Eine Ausnahme bilden die PET-Flaschen: In diesem Bereich hat PET-Recycling Schweiz eine freiwillige Branchenlösung geschaffen, die ein dichtes Sammelstellennetz betreibt, um das Recycling von PET-Getränkeflaschen überall und jederzeit zu ermöglichen.


In der Deutschschweiz ist das Recycling von Kunststoff bereits weit verbreitet. Die Westschweiz hingegen verzeichnet deutlich weniger Optionen. Aus diesem Grund haben sich fünf westschweizer Akteure im Bereich Abfallsammlung, -transport und -recycling zur LEO Recycle SA zusammengeschlossen. Das Ziel der Kooperation besteht darin, Kunststoffverpackungen und Getränkekartons lokal in der Westschweiz (in Grandson) zu sortieren und zu Granulat zu verarbeiten. LEO möchte den Gemeinden eine «fixfertige» Lösung anbieten, die leicht zu implementieren und möglichst einfach zu nutzen ist.


In Sammelsäcken können Kunststoffabfälle durch Konsumenten gesammelt werden.
In Sammelsäcken können Kunststoffabfälle durch Konsumenten gesammelt werden.

In diesem Sinne können wir Ihnen abschliessend noch den folgenden Praxistipp geben: Sie können sparen! Wer Kunststoffe konsequent sammelt, benötigt nur noch halb so viele Kehrichtsäcke und diese sind teurer als Kunststoffsammelsäcke. In der Westschweiz wurde hierfür der «LEO-Sack» ins Leben gerufen. Die Konsumenten sammeln Kunststoffabfälle wie etwa Kunststoffflaschen von Essig, Öl, Shampoo und Reinigungsmitteln. Den zuvor erworbenen und gefüllten Sammelsack können die Konsumenten kostenlos bei einem der fünf Entsorger abgeben.


Quellen


Haldimann AG (2024). System LEO: Auch beim Kunststoff den Kreislauf schliessen, Der Recycler: Hauszeitung der Firma Haldimann AG, Dezember 2024, 4–5.

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